Lang war sie, die Winterpause nach dem Saisonabschluss in Mickhausen Anfang Oktober 2011. Nach über einem halben Jahr traf sich nun die versammelte Meute der motorisierten Bergbesteigung im luxemburgischen Örtchen Eschdorf. Nicht alle waren mit ihrer Arbeit über den Winter fertig geworden und mussten den Start auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, so dass bei diesem Rennen fehlten – unter anderen Sebastian Schmitt der die nächste Evolutionsstufe seines Opel Gerent Kadett C Coupé zünden möchte, oder Manfred Kronlachner der seinen Toyota MR2 Turbo noch nicht ganz fertig hat – beide planen aber für Wolsfeld dabei zu sein. Ein Comeback feierte die Risse Crew mit Holger Hovemann und Roman Sonderbauer – beide Fahrer zerstörten ihre Autos im letzten Jahr nachhaltig so dass ein kompletter Neuaufbau auf dem Programm stand. Romans Auto wurde pünktlich fertig, Holgers Auto folgt zum Ende der Saison oder Anfang der nächsten Saison. Er teilt sich so lange mit Marken- & Teamkollege Henning Göbel dessen rotes Kadett C Coupé.
Nichts desto trotz, waren hier in Eschdorf sage und schreibe 241 Nennungen eingegangen – ein Rekord der seines gleichen sucht. Was die Union des Pilotes unter der Leitung von Guy Oster hier auf die Beine gestellt, verdient wirklich größten Respekt. Der kleine Ort Eschdorf quoll fast über vor den zahlreich angereisten Piloten aus ganz Europa. Selbst die durchaus schlechte Wettervorhersage, konnte die Fans und Freude des Bergrennsports nicht vom Besuch des Rennens abhalten.
Bereits am Freitagabend goss es gegen 19.00 Uhr wie aus Kübeln und verregnete vielen Teams die gesellige Abendplanung im Fahrerlager. Auch ein Räderwechsel auf Regenreifen musste wohl oder übel für den nächsten Tag mit eingeplant werden. So begann der Trainingssamstag also mit eifrigem Rädertausch, bevor nun um etwa 10.00 Uhr Carsten Steinert mit seinem NSU TT, das Training eröffnete. Gespickt von vielen Drehern und glimpflichen Unfällen, konnte viele Erkenntnisse für das Rennen am Sonntag gefunden werden. Wie erwartet, dominierten die Fahrzeuge aus der Klasse E2-SS das gesamte Training. In der Gruppe H schafften die Unglückslämmer der 2L Klasse aus der letzten Saison ein eindrucksvolles Comeback im Regen – Roman Sonderbauer ganz knapp vor Holger Hovemann. Damit zeigten beide, dass auf jeden Fall mit ihnen zu rechnen ist .Im zweiten Lauf hatte Peter Naumann aber dann die Nase vorn und konnte sich, auf Slicks startend, an die Spitze des Feldes setzen.
Leider sollte der Rennsonntag wettertechnisch nicht besser werden – es begann, wer hätte es gedacht, wieder mit Regen und Reifen umrüsten. Gegen 9.00 Uhr begann der erste der beiden Wertungsläufe. Den Gesamtsieg sicherte sich der junge Luxemburger David Hauser auf seinem Dallara V8 GP2 vor dem Schweizer Marcel Steiner auf Osella Zytek FA30 und Eric Berguerand auf Lola Ford B99. Bei den Formel 3000 Fahrzeugen siegte Alban Thomas (Lola Cosworth B99/50) vor Joel Roussel (Lola Zytek B02/50) und Simon Hugentobler (Reynard Cosworth 92D), der das Siegerauto vom letzten Jahr pilotierte. Das Klassement im seit wohl seit langen stärkste Formel 3 Feld wurde durch Ludovic Cholley (Dallara Opel F300) angeführt, gefolgt von David Weber (Dallara Opel F302-04) und Patrick Cholley (Dallara Opel F303).
Bei den ebenfalls zahlreich angereisten Sportwagen der Gruppe E2-SC mussten knapp 10 Fahrer ihre Fahrzeuge wieder aufladen, da sie nicht durch die technische Abnahme kamen. Der verbaute Tank entsprach leider nicht den Regularien. So reduzierte sich das Feld der 3L Fahrzeuge auf 8 Starter. Hier setzte sich Jaques Marchal mit seinem Norma BMW M20F auf P1, Yannik Latreille (Norma BMW M20F) und Urs Müller (Osella Zytek PA30) folgten auf P2 und P3. In der Klasse E2-SC bis 2L Hubraum gewann Mario Blum mit seinem PRC Honda PRC-S4 vor Bernd Letmade auf Norma Honda M20F und Georg Olbrich auf Osella Honda PA21P. Mario und Bernd freuten sich sehr über ihre tolle Platzierung unter diesen widrigen Wetterbedingungen.
Im großen Feld der Tourenwagen konnte der mehrfache Bergmeister Norbert Brenner seinen Opel Vectra GTS DTM V8 das erste Mal auf P1 als Tagessieger und Klassensieger in der Klasse E2-SH/E1 über 3000 ccm abstellen und damit zeigen, dass er mit dem Auto immer wieder für einen Tagessieg gut ist - denn alte Messer schneiden eben besser. Im folgten auf Rang 2, Herbert Stolz mit seinem Porsche 935 DP2 und Norbert Handa im Lancia Delta Integrale EVO III). Letztere Beiden konnten den Vorteil ihrer Allradraketen nicht gegenüber Brenners Ex-DTM Auto ausspielen. Bei den kleineren Fahrzeugen bis 3000 ccm gewann Albert Dobler im wunderschönen Ex BMW E30 M30 DTM vor Romain Ciuca (Opel Kadett C) und Yves Melchior (Mazda MX5). Der Wechsel von Rainer Schönborn aus der Gruppe H bis 2L Hubraum in die Gruppe E2-SH/E1 sollte sich auszahlen. Er stellte seinen VW Golf I GTI 16V in der starken Klasse bis 2000ccm auf P1 ab und verwies Fabrice Crobien (VW Golf) und Vincent Vansamilliette (BMW 320 Evo) auf die Plätze 2 und 3. Egidio Pisano zeigte ebenfalls wieder einmal seine Stärke und sicherte sich mit seinem VW Spiess Golf I den Klassensieg in der Klasse bis 1600ccm. Bruno Collard (BRC CM05 Evo Suzuki) und Canio Marchione (Fiat 127) kompletten die Ränge 2 und 3.
Beim KW Berg Cup der Gruppe H, welcher dieses Jahr in seine 25. Saison gestartet ist, waren viele neu aufgebaute und viele neue Autos am Start. Über 2L waren nur 2 Fahrer am Start – Harald Ludwig setzte sich hier mit seinem BMW M3 gegen Thomas Ostermann auf seinem Hartge BMW E30 325i durch. Die Klasse bis 2000ccm hatte am Ende des Rennens etwas unter Favoritenschwund zu leiden. So schied Holger Hovemann mit dem Henning Göbel Kadett C Coupé aus. Er bekam beim anbremsen auf die 180° Kurve am Posten 3/4 ein langes Pedal. Ohne Bremsdruck und in Verbindung mit einer Ölspur war er nur noch Passagier. Er schlug links in die Leitplanke ein und beschädigte den Risse Kadett, so dass an ein Weiterfahren nicht zu denken war. Ein ähnliches Schicksal ereilte den Polotreter Peter Naumann. Er knallte 60m vorm Ziel in einen Heuballen und beschädigte den aufgeladenen VW Polo II nachhaltig. Roman Sonderbauer konnte an seine tolle Leistung vom Training anknüpfen und stelle den Risse Kadett wohlverdient auf P1 ab. Im folgten Hans-Peter „Hansi“ Eller mit seinem VW Minichberger Scirocco I 16V auf Rang 2. Mann des Tages war hier Patrick Orth, der junge Bergweiler zirkelte seinen BMW 320iS 16V gekonnt den rutschigen Eschdorfer Berg hinauf und komplettierte das Podium in der Klasse. Schnellster 8Ver war hier BMW 2002tii 8V Pilot Norbert Wimmer vor Stefan Faulhaber auf dem Opel Briegel Kadett C Coupé 8V von Michael Rauch.
Der Corsaflieger Tobias Auchter konnte ebenfalls nahtlos an seine gute Performance aus Mickhausen 2011 anknüpfen. Er stellt seinen Opel Corsa A 16V deutlich Auf P1 vor Hans Paulitsch auf VW Minichberger Scirocco I 16V ab. Dieser hat auch mit den Folgen eines kleinen Ausrittes in der Zielkurve zu kämpfen. Das Stockerl komplettierte Regenspezialist Helmut Maier auf seinem VW Spiess Golf I 16V. In der Gruppe H bis 1300ccm hatte Markus Spöri gut lachen – seine schwarze Taschenrakete Suzuki Swift 4WD klebt selbst bei nassem Asphalt auf der Fahrbahn wie auf Schienen geführt. So reichte es am Ende für Rang 1vor VW Corrado I 16V Pilot Manfred Konrad und Wolfgang Glas mit seinem VW Minichberger Polo I 16V. Die schnellsten 8V Piloten kamen beide aus Eichenbühl und hießen Christoph Hörnig (VW Polo II 8V) vor Nils Abb (VW Schneider Polo II 8V).Die kleinen Drehorgeln der 1150er Klasse machten Thomas Stelberg mit dem 16 Ventiler Schneider Polo II als Sieger aus. Jörg Eberle auf Fiat 127 Sturm Keepsake und Bernd Deutsch auf Audi 50 Schneider folgten auf den Rängen 2 und 3. Beindruckend waren hier auch die Zeiten von NSU TT Treter Volker Angelberger. Er konnte mit seinem schwereren 1150er NSU die Zeiten der 1300er NSUs aus dem NSU Bergpokal fahren.
Der NSU Bergpokal kürte, nach Luxemburger Wertungssystem, Jörg Davidovic als Sieger, der in Lauf 2 die schnellste NSU Zeit auf die Strecke zauberte. Ein starker Carsten Steinert saß ihm dicht auf den Fersen, der wiederum dicht von Dauersieger und Rekordchampion Steffen Hofmann verfolgt wurde. Auf Rang 4 folgte Jörg Höber mit seinem neu aufgebauten NSU, Nici Höllerich komplettierte die Top 5 als einzige Frau im Starterfeld. Bei den Kollegen aus der klassischen Fraktion, wo auch die Starter des Classic Berg Cups starteten, gewann Richard Rein (Ford Capri 2600 RS) vor Francis Kienert (Porsche 911 2.7 RS) und Albert Vogt (BMW 325i).
Alle weiteren Ergebnisse und Klassensieger können der Ergebnisliste entnommen werden. Bereits in 3 Wochen geht es beim 50. Wolsfelder AvD Bergrennen 2012 in der Eifel weiter. Zum Jubiläumsrennen hat der Veranstalter EMSC Bitburg extra Preisgelder ausgeschrieben. Gerechnet wird hier mit einem großen Starterfeld von etwa 200 Fahrzeugen. Wir dürfen also gespannt sein.
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